Paradies
VON EMMANUEL ROBERT-ESPALIEU
Paradis, aus dem Französischen von Nathalie Rouanet
Uraufführung und deutschsprachige Erstaufführung
SIE: Was findest du „ungewöhnlich"? Dass ich von Sex rede? Findest du es „unziemlich", „unangebracht"? Für eine Oma? Ich kann dich beruhigen, ich backe auch Kuchen, lege Patiencen und schaue den Bergdoktor an. Ja! Jetzt fühlst du dich wohler, oder?
6 Uhr morgens in einer Diskothek: Ein junger Mann, Emil, trifft auf eine sehr viel ältere Dame, Finy. Er hat das Leben noch vor sich, sie könnte schon tot sein. Er steht allein am Rande der Tanzfläche, sie hat die ganze Nacht getanzt. Als sie ihn anspricht, weiß er nicht, wie er reagieren soll. Flirtet sie etwa mit ihm? Sie könnte seine Uroma sein! Die beiden beginnen miteinander zu sprechen und bemerken nicht, dass die Diskothek schließt ...
Alte Menschen werden in unserer Gesellschaft kaum wahrgenommen. Und wenn, sind sie entweder schon gestorben, oder werden ins Altersheim gesteckt. Finy bricht aus, weil sie selbst Entscheidungen treffen will – vor allem solche, die die Liebe betreffen, das sexuelle Verlangen inbegriffen. Sie konfrontiert Emil mit der Sexualität von Menschen im 4. Lebensalter – und erstmals sieht er seine eigene Großmutter in einem ganz anderen Licht. Für Emil wird es eine augenöffnende Nacht.
Das Stück zeigt ein Tabu unserer Gesellschaft auf und ist gleichzeitig eine berührende Geschichte über die Annäherung zweier Menschen, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnten. Robert-Espalieu setzt Konfrontation und inneren Widerstand der Figuren sprachlich präzise um und zeigt die große soziale Herausforderung, vor der unsere immer älter werdende Gesellschaft steht.
Über den Autor:
Emmanuel Robert-Espalieu ist Autor und Regisseur. Seine zahlreichen Stücke – von der absurden Komödie bis hin zum Historiendrama – werden seit 2006 regelmäßig in Paris, auf Festivals wie Avignon und Grignan sowie im Ausland aufgeführt. Robert-Espalieu liebt es, in seinen Stücken von den Gefühlen zu erzählen, die uns Menschen verbinden. Sein besonderes Augenmerk wirft er dabei auf unsere kleinen Schwachstellen und alltäglich gelebte Paradoxien. Nach C'était quand la dernière fois (dt. Das letzte Mal) und Un aller simple pour la lune (dt. One-Way-Ticket zum Mond) ist Paradis (dt. Paradies) Robert-Espalieus drittes Stück, das ins Deutsche übertragen wurde.
Ergänzt durch die Wiederaufnahme von Russische Nationalpost von Oleg Bogaev, dessen Stücke mittlerweile in Russland verboten sind, widmet es sich dem Themenschwerpunkt Alterseinsamkeit aus einem völlig anderen Gesichtswinkel mit sehr viel Humor.
Schauspiel: Daniela Enzi, Raphael Steiner
Inszenierung: Gerard Es
Choreographie: Beata Milewska
Aufführungsrechte: Schultz und Schirm